Wissenswertes

Komplikationen bei Operationen

Trotz größter ärztlicher Sorgfalt können Komplikationen auftreten. Für den plastischen Chirurgen ist der Erfolg der Operation mindestens genauso wichtig wie für den Patienten, denn eine Unzufriedenheit kann den guten Ruf des Arztes so stark beeinträchtigen, dass es 20-30 zufriedene Patienten benötigt, um dies wieder auszugleichen.

Dennoch gibt es keinen Kollegen, der im Laufe seiner beruflichen Tätigkeit nicht mit Komplikationen konfrontiert worden wäre. Durch die genaue Einhaltung der medizinischen Standards und stetig aktualisiertes Fachwissen kann jedoch das Risiko von Komplikationen minimiert werden. Die häufigsten Komplikationen in der plastischen Chirurgie ähneln denen anderer chirurgischer Fachrichtungen.

Während beispielsweise eine Entzündung nach einer Hernienoperation meist nur eine vorübergehende Unannehmlichkeit für den Patienten darstellt, kann eine ähnliche Komplikation bei einer Brustimplantation das vollständige Scheitern des Eingriffs bedeuten. Manche ästhetische Eingriffe bringen zudem spezifische Risiken mit sich, wie beispielsweise die Kapselfibrose nach einer Brustvergrößerung.

Neben den allgemeinen Komplikationen kann jeder Eingriff spezifische Risiken mit sich bringen, die an den entsprechenden Stellen im Detail erläutert werden.

Blutungen

Blutungen sind eine mögliche Komplikation innerhalb der ersten 24–48 Stunden nach der Operation. Beim Trennen der Gewebe müssen auch Blutgefäße durchtrennt werden. Diese werden zunächst mit einer speziellen elektrischen Pinzette verödet (sogenannte Koagulation, bei der die Gefäßöffnung „verschweißt“ wird) und dann zwischen den Verödungen durchtrennt, um eine Blutung zu verhindern. Es kann jedoch vorkommen, dass sich diese Gefäße später, nach dem Verschluss der Wunde, möglicherweise bereits im Krankenzimmer, erneut öffnen und eine Blutung im Operationsgebiet verursachen, was zu einem Hämatom führen kann.

Ist die Blutung geringfügig, gerinnt das Blut schnell und verschließt das Gefäß, das Hämatom bleibt klein und resorbiert sich von selbst. Bei einer stärkeren Blutung hingegen kann es zu einer Schwellung und Spannung im Gewebe kommen. In solchen Fällen kann man nicht darauf warten, dass sich das Blut von selbst resorbiert oder das Gefäß spontan verschließt. Deshalb muss die Wunde erneut geöffnet, das Operationsgebiet untersucht, das geronnene Blut entfernt und die Blutungsquelle gezielt gestillt werden.

Ein Hämatom kann verschiedene Probleme verursachen. Der Druck des Blutes auf das umgebende Gewebe – insbesondere in geschlossenen Räumen – kann den Blutkreislauf verlangsamen, wodurch Sauerstoff und Nährstoffe die Zellen nicht oder nur schwer erreichen, während sich Stoffwechselabbauprodukte und Giftstoffe ansammeln. Diese Prozesse können zu Haut- und Gewebenekrosen führen.

Auch wenn das Hämatom klein ist und nicht entfernt werden muss, stellt es dennoch eine potenzielle Gefahr dar, da es ein idealer Nährboden für Bakterien ist und eine Infektion verursachen kann. Bei Brustimplantaten erhöht es zudem das Risiko einer späteren Kapselfibrose. Wird die Wunde zur Entfernung des Hämatoms erneut geöffnet, verdoppelt sich jedoch das Infektionsrisiko, da eine weitere Operation durchgeführt wurde.

In manchen Fällen ist es schwierig zu entscheiden, ob eine erneute Operation zur Entfernung des Blutgerinnsels das geringere Risiko darstellt oder ob es sicherer ist, auf eine spontane Resorption zu warten. Eine sorgfältige Abwägung ist erforderlich, um die risikoärmste Lösung für den Patienten zu wählen – eine Entscheidung, die oft nicht leicht zu treffen ist.

Infektionen

Infektionen treten in der Regel zwischen dem 5. und 14. Tag nach der Operation auf, können in manchen Fällen aber auch erst nach 4–5 Wochen auftreten. Sie reichen von leichter Rötung der Haut um die Wunde bis hin zu schweren Infektionen mit eitrigem Ausfluss oder sogar Gewebenekrose. Grundsätzlich gibt es zwei Hauptursachen für postoperative Infektionen:

  1. Von außen eingebrachte Keime: Diese können während der Operation oder bei der Wundversorgung in die Wunde gelangen. Auch wenn der Patient die ärztlichen Anweisungen nicht befolgt, etwa den Verband entfernt oder durchnässt, kann dies eine Infektion begünstigen.
  2. Bakterien der körpereigenen Hautflora: Normalerweise schützt die natürliche Hautflora vor äußeren Krankheitserregern. Gelangen diese Bakterien jedoch unter die Haut, können sie eine Infektion verursachen. Sie befinden sich in Haarfollikeln, Schweißdrüsen und bei Frauen, die bereits gestillt haben, auch in den Milchgängen.

Trotz gründlicher Desinfektion der Haut vor der Operation können diese Bakterien überleben und in das Operationsgebiet gelangen. Obwohl der Patient während des Eingriffs prophylaktisch Antibiotika erhält, kann es in seltenen Fällen dennoch zu Infektionen kommen. Ein gesundes Immunsystem kann die Bakterien meist problemlos bekämpfen. Probleme treten jedoch auf, wenn das Immunsystem geschwächt ist oder die Bakterien besonders resistent sind.

In den meisten Fällen kann eine Infektion durch Eröffnung der Wunde und Ableitung des Wundsekrets behandelt werden. Die Heilung kann jedoch durch eine breitere Narbenbildung beeinträchtigt werden. Bei bestimmten Operationen, wie etwa einer Brustvergrößerung, kann eine Infektion zum vollständigen Verlust des Implantats führen.

Nervenverletzungen

Die Haut im Operationsgebiet wird von einem Netz sensorischer Nerven durchzogen, die bei der Operation unweigerlich beschädigt werden können, was zu einem vorübergehenden Gefühlsverlust führt. In der Regel regenerieren sich diese Nerven innerhalb von 2–3 Monaten, sodass das normale Empfinden wiederhergestellt wird. In einigen Fällen bleibt jedoch eine dauerhafte Taubheit bestehen.

Dies ist besonders problematisch, wenn die Brustwarze betroffen ist. Die schwerwiegendste Nervenverletzung kann jedoch bei einem Facelift auftreten, wenn motorische Nerven, die die Gesichtsmuskulatur steuern, beschädigt werden, was zu einer Gesichtslähmung mit erheblichen funktionellen und ästhetischen Folgen führen kann.

Wundheilungsstörungen

Idealerweise heilt eine Wunde als dünne, unauffällige Linie. Die Qualität der Narbenbildung hängt von mehreren Faktoren ab: der Richtung der Wunde, der Körperregion, der Nahttechnik und der individuellen Wundheilung.

Selbst bei sorgfältiger plastischer Chirurgie können manche Narben unschön verheilen, insbesondere an Rücken, Dekolleté und Unterschenkeln. Die sogenannte keloide Narbe, eine wulstige, gerötete, juckende Narbe, ist die größte ästhetische Herausforderung. Sie tritt häufiger bei Menschen mit dunkler Haut und an bestimmten Körperstellen wie Schultern, Brustbein oder hinter den Ohren auf.

Haut- und Gewebenekrosen

Diese entstehen meist durch eine gestörte venöse Durchblutung, wie bereits bei den Blutungskomplikationen beschrieben. In seltenen Fällen kann auch eine schwere bakterielle Infektion dazu führen. Nekrosen treten insbesondere nach Bauchdeckenstraffungen, Brustverkleinerungen und Bruststraffungen auf.

Vor einer Entfernung der abgestorbenen Haut oder des Gewebes sollte abgewartet werden, bis sich das nekrotische Gewebe vollständig von der gesunden Umgebung abgrenzt. Dies kann Wochen dauern, ist jedoch notwendig, um den tatsächlichen Umfang der Schädigung zu bestimmen. In schweren Fällen können sekundäre Eingriffe oder Hauttransplantationen erforderlich sein.