Alles, was wir vor der Operation sagen, ist Aufklärung. Alles, was wir danach sagen, ist Rechtfertigung.
Seit Langem möchte ich einige meiner Gedanken und Beobachtungen zu bestimmten Aspekten der plastischen Chirurgie teilen. Ein besonders wichtiges Thema ist die Beziehung zu meinen Patientinnen und Patienten – sowohl während der Beratung als auch vor und nach der Operation.
Mir wurde gelegentlich zurückgemeldet, dass ich distanziert oder kühl wirke. Dies liegt wohl daran, dass ich der festen Überzeugung bin, dass die wichtigste Aufgabe eines Arztes eine objektive und detaillierte Aufklärung ist. Dazu gehört die Information über verwendete Materialien, den Ablauf der Operation, mögliche Komplikationen und deren Konsequenzen.
Der Patient oder die Patientin muss sich bewusst sein, welche Veränderung sie sich wünschen und ob sie bereit sind, sich einer Operation zu unterziehen. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, eine Behandlung zu empfehlen – das ist eine persönliche Entscheidung.
Ein Beispiel:
Eine Frau betritt das Sprechzimmer. Der Arzt begrüßt sie mit den Worten: "Wir werden Ihnen wunderschöne kleine Ohren zaubern und die großen, abstehenden loswerden." Die überraschte Antwort: "Doktor, meine Ohren stören mich überhaupt nicht, ich bin hier wegen einer Brust-OP."
Ein weiteres Beispiel: Oft werde ich gefragt, ob ich meiner Tochter oder einer nahestehenden Person Implantate einsetzen würde. Diese Frage ist schwierig, denn sie suggeriert, dass ich Eingriffe durchführe, die ich meinen eigenen Angehörigen nicht zumuten würde. Doch selbst wenn ich bejahe, dass ich solche Eingriffe bereits in meinem Umfeld durchgeführt habe, könnte dies als Beeinflussung wahrgenommen werden.
Manchmal sind die Erwartungen an eine Operation unrealistisch. Die individuellen körperlichen Gegebenheiten bestimmen, was machbar ist. Beispielsweise kam eine 155 cm große Frau mit einem Körpergewicht von 50 kg zu mir, die auf Empfehlung ihrer Freundin mindestens 300-cc-Implantate wünschte. Doch ihre schmale Bruststruktur erlaubte nur deutlich kleinere Implantate, ohne unnatürlich auszusehen. Ihre Freundin hingegen war 185 cm groß und 80 kg schwer – eine vollkommen andere körperliche Voraussetzung.
Daher ist es entscheidend, Erwartungen realistisch zu halten, um Enttäuschungen zu vermeiden. Nur so kann ein Eingriff erfolgreich sein.